Vortragsabend

Mittwoch, 04. Oktober 2023 um 19 Uhr Marmorsaal im Kursaalgebäude, Bad Ems

Referent: Dr. Peter Hawig, Rheine

Louis Deffès komponiert für Bad Ems. Ein vergessenes Kapitel aus der großen Zeit des Kurortes an der Lahn

Nach Jacques Offenbach hat niemand so viel Musik für den Marmorsaal geschrieben wie Louis Deffès (1819-1900), nämlich fünf Stücke zwischen 1861 und 1867. Aber niemand kennt heute noch Louis Deffès, der immerhin Schüler des berühmten Fromental Halévy war und Rompreisträger (der höchste Lorbeer eines französischen Musikstudenten) des Jahres 1847, der die berühmtesten Librettisten der Zeit für seine Opern und Operetten aufbieten konnte, der Ritter der Ehrenlegion war und ein angesehener Mann der Pariser Musikszene.

Aber dort konnte er sich nie in die erste Reihe vorkämpfen, und am Ende ging er in seine Heimatstadt Toulouse zurück, um das dortige Konservatorium zu leiten: ein ehrenwerter Posten, aber einflusslos im zentralistischen Frankreich. Und hätte er nicht für seine Heimat die regionale Hymne geschrieben, La Toulousaine, die dort immer noch gesungen wird, wäre er wohl auch in Toulouse und Umgebung in Vergessenheit geraten.

Der Vortrag geht den Gründen nach, warum Deffès trotz vielversprechender Anfänge und zwischenzeitlich respektabler Erfolge letztlich nicht reüssierte, welche Meriten er aber trotzdem aufzuweisen hat. Und natürlich liegt ein besonderes Augenmerk auf den fünf Stücken für den Marmorsaal, deren erstes, Le Café du Roi – Der Kaffee des Königs von 1861 ihm zeitlebens als sein Meisterwerk nachging und dem auch der Vortrag genauer auf die Spur kommen wird.

Deffès bildet einen nicht unwichtigen Stein im großen Mosaik der Glanzzeit von Bad Ems, den 1860er Jahren, und gehört in deren Mentalitätsgeschichte. Der Vortrag ist bebildert, und ein thematisch zugehöriges Bad Emser Heft aus der Feder des Vortragenden soll die Thematik auch über den Abend hinaus festhalten.