Vortragsabend

Mittwoch, 8. Mai 2024 um 19 Uhr Marmorsaal im Kursaalgebäude, Bad Ems

Marmor von der Lahn

Referent: Rudolf Conrads, Villmar

Der Ort Villmar an der Lahn und seine Umgebung sind das Zentrum des Lahnmarmors, eines wegen seiner reichen Farbigkeit hochgeschätzten polierfähigen Kalksteins. Der Bereich des Unica-Bruches ist ein Geopunkt im Geopark Westerwald-Lahn-Taunus. Das Museum ist eines von 10 Informationszentren des Geoparks.

Entstanden ist der Lahnmarmor vor rund 380 Millionen Jahren. Weite Teile Deutschlands waren zu dieser Zeit von einem Meer bedeckt. Durch Vulkantätigkeit im devonischen Meer wurden Schalsteinsattel ausgebildet, die bis knapp unter die Wasseroberfläche reichten. Darauf entstanden Riffe, die sich hauptsächlich durch Stromatoporen aufbauten, eine zwischen Schwämmen und Korallen angesiedelte, mittlerweile ausgestorbene Art von Meereslebewesen. Aber auch Korallen, Muscheln und Schnecken beteiligten sich am Aufbau der Riffe. Diese Tiere benötigten eine durchschnittliche Wassertemperatur von 24° C. Da der heutige Kontinent Europa zu dieser Zeit durch die Verschiebung der Kontinentalplatten auf Äquatorhöhe lag, waren diese Voraussetzungen gegeben. Im Laufe der Erdgeschichte wurden die entstandenen Riffe durch Druck bei der Gebirgsbildung mit Überdeckungen von bis zu 1000 Metern verfestigt.

Der Lahnmarmor fand vielfache Verwendung an „prominenter“ Stelle, so z.B. in den berühmten Epitaphien des Mainzer Doms und auch in den Domen von Berlin, Köln, Würzburg und Trier, beim einzigen Apostelgrab nördlich der Alpen in der Abtei St. Matthias in Trier, zu der Villmar gehörte. Lahnmarmor wurde verwendet im barocken Marmorbad des Weilburger Schlosses, an den Altären der Mannheimer Jesuitenkirche, in der Klosterkirche Amorbach, in den Schlössern von Biebrich, Brühl, Benrath, Schwetzingen und Würzburg, in den Kurhäusern von Bad Ems und Wiesbaden, in der Eremitage in St.Petersburg, im Bahnhof Haydarpasha in Istanbul (Endstation der berühmten Bagdadbahn), in der Eingangshalle des Empire-State-Building in New York und im Palast des Maharadjas von Tagore in Indien.

Das Lahn-Marmor-Museum besteht aus vier Bestandteilen:

•         Museumsgebäude mit Dauerausstellung und wechselnden Sonderausstellungen

•         Nationales Geotop „Unica-Bruch“ – 380 Meter vom Museumsgebäude entfernt

•         Lahn-Marmor-Weg (Marmorweg) – ein Weg in 2 Runden durch den Ort und die Gemarkungen von Villmar •         Lahn-Marmor-Route (Marmorroute) – ein Fahrradweg entlang der Lahn durch das ehemalige Abbaugebiet des Lahnmarmors von Wetzlar nach Balduinstein