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Exkursionen

Jährlich führen Exkursionen zu interessanten Zielen in der näheren und weiteren Umgebung. Dabei geht es nicht nur um die „Highlights“ unserer reichhaltigen Kulturlandschaft, sondern auch um die zahllosen  Kleinodien, die es zu entdecken gilt. Seit vielen Jahren zeichnen Vorstandsmitglied Rudolf Reibold und seine Frau Lotti für Exkursionen zu immer neuen interessanten Zielen verantwortlich. Hohes Niveau der Führungen und der Vermittlung gehen einher mit geselligem Beisammensein und machen die Veranstaltungen stets zu besonderen Erlebnissen. Wegen der Corona-Pandemie mussten die geplanten Exkursionen für 2020 und 2021 leider ausfallen. Hier nur einige Beispiele früherer Exkursionen:

,,Auf den Spuren des Historismus - Kunstschätze in der Eifel" –Herbstexkursion 2019 zu zwei Hauptzielen in der Eifel: nach Gerolstein und Mirbach. Abschließend wurde noch die Glockengießerei in Brockscheid besucht.

,,Ausgewählte Aspekte zur Rheinromantik im oberen Mittelrheintal" - Herbstexkursion 2018 in den Rheingau und ins obere Mittelrheintal. Die Spurensuche begann mit einem Besuch im Brentanohaus in Oestrich-Winkel. Zweiter Hauptpunkt war der Besuch eines der interessantesten Punkte der neuen ,,Turner-Route" südlich von Kaub, der dritte Höhepunkt des Tages war ein Besuch auf Schloss Stolzenfels.

Boppard und Oberwesel – Herbstexkursion 2017. Wir konnten uns über Denkmalrenovierungen im Welterbe Oberer Mittelrhein informieren und besuchten das Thonet-Museum.

Samstag, 25.06.2022:  Leitung: Rudolf Reibold

„Jugendstil Wiesbaden und Mythos Loreley“

Endlich, nach zweijähriger pandemiebedingter Zwangspause konnte die Jahresexkursion des Vereins wieder stattfinden. Das Ehepaar Lotti und Rudolf Reibold hatten wieder im Vorfeld akribisch geplant und organisiert. Pünktlich um 8.15 Uhr startete der Bus mit unserem freundlichen Busfahrer der Firma Modigell & Scherer aus Arzbach am Hauptbahnhof und los ging es über die Bäderstraße nach Wiesbaden. Unterwegs schon bereitete Rudolf Reibold die Teilnehmer mit einer kleinen Einweisung auf die seit 2019 bestehende und international angesehene Dauerausstellung „Jugendstil“ im Museum Wiesbaden vor. Dort wurden wir in zwei Gruppen eingeteilt und es begann eine einstündige Führung unter kompetenter kunsthistorischer Leitung. Der Jugendstil als revolutionäre Kunstrichtung gegen den Historismus war etwa zwischen 1895 und 1914 angesiedelt. Der Name beruft sich auf die Kulturzeitschrift „Jugend“, in welcher Künstler ihre ersten Ideen vorstellten. Sie verfochten eine moderne Kunst und fanden ihre Motive sowohl in der Natur als auch in der Bildsprache des liebenden und leidenden Menschen. Als Vorreiterstädte dieser Kunstrichtung galten im deutschsprachigen Raum München, Wien und Darmstadt. Charakteristische Elemente für diesen Stil sind dekorativ geschwungene Linien sowie florale Ornamente und standen in strengem Gegensatz zu antiken Formen, die im Historismus nochmal aufgegriffen worden waren. Synonyme für den Jugendstil sind „Art nouveau“ und „Sezessionsstil“.  Anwendung fand diese Kunst nicht nur in der Malerei. Auch die Handwerkskunst wollte Möbel und Alltagsgegenstände jenseits der industriellen Massenfertigung herstellen in naturbezogenem Design. Ferdinand Wolfang Neess, ein Wiesbadener Kunstmäzen, schenkte seine umfangreiche Jugendstil-Sammlung dem Museum Wiesbaden. Die sehr interessante Führung gab einen guten Einblick in die Programmatik des Jugendstils und ließ uns alle erstaunen über den Umfang der wunderschön präsentierten Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände von Neess aus dessen Villa. Gemälde, Gläser, Keramiken, Möbel und Lampen imponierten in ihrer untrennbaren Verbindung von Kunst und Leben.  Besonders die schon damals elektrifizierten gläsernen Lampen mit ihrer extravaganten Lichtatmosphäre beeindruckten als leuchtende Kunstwerke.   Nicht nur die Dynamik der Natur und die Kraft der Jugend war ein Thema, auch verkörperte der Jugendstil die Schattenseiten des Daseins in Form des Symbolismus und hatte auch das Morbide, das Rätselhafte und den Verfall zum Thema. Nach dieser sehr eindrücklichen Führung ging es mit dem Bus nach St. Goarshausen, wo im Restaurant „Rheingold“ bei herrlichem Blick über den Rhein das vorbestellte Mittagessen wartete. Um 14.30 Uhr hieß es wieder „Aufsitzen!“, und der Bus brachte uns auf das Loreley-Plateau über St. Goarshausen. Bereits jetzt ließ das hohe Besucheraufkommen auf dem Gelände rund um die Konzerttribüne erahnen, wie „kuschelig“ es am Abend zur nächsten Großveranstaltung noch werden könnte. Vor dem Besucherzentrum erwartete uns unsere Gästeführerin Ute Grassmann, die uns den Mythos des Schieferfelsens Loreley mitten im UNESCO-Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ sowie den neu angelegten Kultur- und Landschaftspark näher bringen sollte. Entlang dem Strahlenweg bzw. Mythenweg ging es durch den 2019 angelegten Landschaftspark mit Installationen, Skulpturen und Infotafeln zu einem Rastplatz, wo Frau Grassmann die geologische Entstehungsgeschichte des Rheinischen Schiefergebirges und damit auch des Loreley-Felsens erläuterte. Die Zeit der Romantik griff natürlich auch die Landschaft des Rheintals mit ihren mittelalterlichen Burgen, Felsen und ganz besonderen Stimmung auf. Nicht nur in der Malerei, auch in der Dichtung und Musik stand das Tal Modell: Clemens Brentano schrieb über die „Lorelei“. Heinrich Heine bedichtete den markanten Felsen, um welchen sich bereits damals viele Mythen rankten und letztlich vertonte Friedrich Silcher diesen Text zum berühmten international bekannten „Loreley-Lied“, welches die schöne Jungfrau besingt, welche auf dem Felsen sitzt und die Schiffer betört.  An einem der sechs herrlichen Aussichtspunkte genoss die Gruppe den umwerfenden Blick ins steil abfallende Rheintal und ließ den Blick auch über die Nachbarorte St. Goar bis nach Kaub schweifen. Lange Zeit war die Engstelle unter dem Felsen mit seinen Untiefen und unberechenbaren Strömungen eine Herausforderung für die Schiffer. Heute wird der Verkehr an der schwer überschaubaren Rheinschleife durch besondere Verkehrstafeln geregelt. Noch heute ist die Loreley, in Form einer Bronzestatue, an der Hafenmole von Sankt Goarshausen zu finden. Demnächst soll eine weitere auf dem Plateau ihren Platz bekommen. Die ehemalige Jugendherberge soll in absehbarer Zeit in ein Veranstaltungsgebäude mit gehobener Gastronomie ausgebaut werden. Beeindruckt von den neuen Entwicklungen auf dem bekannten Felsplateau, aber auch ein wenig erschöpft von der brutzelnden Sonne zog die Gruppe wieder in den Bus, der im Schatten geparkt war, und gegen 17.30 Uhr erreichte dieser wieder die Heimat.

Ganz besonderer Dank gilt dem Ehepaar Lotti und Rudolf Reibold für diese wieder mal wunderbare Exkursion. Mit viel Herzblut und Engagement haben sie diesen schönen Ausflugstag endlich wieder möglich gemacht!